Das agile Mindset hat in jüngster Zeit eine beachtliche (Google-)Karriere vorgelegt. Es gibt spezielle Seminare, agiles-Mindset-Tools und -Methoden. Gute Werkzeuge und Instrumente taugen allerdings nur, wenn sie von Ihren Anwendern auch perfekt beherrscht werden. Agiles Mindset kann in einem Unternehmen daher nur funktionieren, wenn es quasi zur Alltagsroutine geworden ist. Wie Sie und Ihre Mitarbeiter agil werden und bleiben können, lesen Sie in diesem Ratgeber.
Definition: Was ist eigentlich ein agiles Mindset?
Der Begriff agiles Mindset lässt sich recht einfach aus der Übersetzung seiner beiden Bestandteile herleiten: „agil“ steht für flexibel, rege, in steter Bewegung oder auch wendig. „Mindset“ bezeichnet ganz allgemein die Denkweise – mit ihren Verästelungen in Richtung Mentalität, Gesinnung, Weltanschauung oder Lebensphilosophie. Zusammengenommen ergibt sich für ein agiles Mindset die Bedeutung: Menschen mit einem agilen Mindset stellen sich aktuellen Herausforderungen und handeln entsprechend. Sie lernen aus Fehlern und verändern anschließend ihr Verhalten. Darüberhinaus begreifen sie Komplexität und Dynamik nicht als Bedrohung, sondern als Chance für Veränderung. Sie betrachten den Status Quo grundsätzlich als vergänglich und verbesserungswürdig.
Agiles Mindset im Spannungsfeld zwischen „Growth“ und „Fixed“ Mindset
Auch wenn Sie sich mit der Materie zunächst nur oberflächlich befassen, werden Ihnen ziemlich sicher die beiden Begriffe „Growth Mindset“ und „Fixed Mindset“ begegnen. Sie stammen von der amerikanischen Stanford-Professorin Carol Dweck, die jahrzehntelang auf dem Gebiet der Motivationspsychologie geforscht hat. Menschen mit einer Growth-Denkweise haben ein dynamisches Selbstbild und sind von einer steten Wachstumslogik „getrieben“. Sie sind neugierig und streben nach konsequenter Weiterentwicklung. Den Gegenpol markieren Menschen mit einem Fixed Mindset: Sie stecken in einem statischen Mentalitätsgeflecht, empfinden Veränderung als Bedrohung und vermeiden Herausforderungen, weil sie fürchten, zu scheitern.
Fundament für den Erfolg: Die fünf Werte des agilen Mindsets
Ein agiles Mindset lässt sich weder „verordnen“, noch in gewachsenen Unternehmen von heute auf morgen verwirklichen. Es kann aber sukzessive „erlernt“ werden – solange bis es zur mühelosen Selbstverständlichkeit geworden ist. Prinzipiell gründet ein agiles Mindset auf fünf Werten:
Offenheit für Veränderungen
Eine Kernkomponente des agilen Mindsets ist die stete Bereitschaft, das eigene Handeln und die Ausrichtung des Unternehmens konsequent zu hinterfragen. Ist das, was wir tun noch richtig? Effektiv? An den Marktbedürfnissen ausgerichtet? Im Interesse unserer Kunden? Möglichen Zweifeln sollten dann Taten folgen.
Lernbereitschaft
Veränderung, das Ausprobieren von Neuem, kann schief gehen. Jede Chance trägt das Risiko des Scheiterns in sich. Agiles Mindset beweist sich in der Fähigkeit, aus den Fehlern zu lernen – und sie eben nicht als Tiefschlag zu empfinden.
Streben nach dem Erfolg des Teams
Teamarbeit schafft Synergien und kann Prozesse enorm beschleunigen. Grundsätzlich gilt: Die kollektive Intelligenz ist der Einzelleistung immer überlegen. Insbesondere dieser Wert verlangt Unternehmen mit mehr oder weniger klassischer Führungsstruktur ein beachtliches Umdenken ab. Weil er impliziert, dass Führungskräfte nicht länger qua Position die richtigen Entscheidungen treffen.
Vertrauen und Respekt
Die Wertschätzung der Arbeit engagierter Mitarbeiter und das Vertrauen in deren Loyalität sind keine speziellen Charakteristika eines agilen Mindsets – sie sollten wichtiger Bestandteil einer jeden intakten Unternehmenskultur sein. Für ein agiles Mindset sind Vertrauen und Respekt jedoch zwingend erforderlich, weil sie das Fundament für eine erfolgreiche Teamarbeit sind.
Fokussierung auf den Kundennutzen
Ein agiles Mindset in Unternehmen ist kein Selbstzweck, sondern zielt auch darauf, Produkte und Services zu entwickeln und anzubieten, die den jeweiligen Kunden Mehrwert-Nutzen bieten. Deshalb müssen Kundenbedürfnisse stetig erforscht, Marktentwicklungen beobachtet, Trends am besten „vorgedacht“ werden. Mit einem Wort: Agilität muss tagtäglich und ganz praktisch gelebt werden.
Wie entsteht ein agiles Mindset im Unternehmen?
Die einfache Antwort auf diese Frage: In kleinen Schritten. Die komplexe Antwort: Zumeist durch radikales Umdenken. Beides zusammen erfordert einen gewissen Durchhaltewillen. Es wäre vermessen, von Führungskräften, die in klassischen Organisationen sozialisiert wurden, von heute auf morgen, gänzlich andere Verhaltensweisen zu verlangen. Allein: Die oft zitierte „VUCA-Welt“ lässt kaum Alternativen. VUCA bezeichnet somit die Kennzeichen der sogenannten modernen Gesellschaft: „Volatility“ (Volatilität), „Uncertainty“ (Unsicherheit), „Complexity“ (Komplexität) und „Ambiguity“ (Mehrdeutigkeit). Nach Meinung einiger prominenter Unternehmensberater kann die Reaktion auf VUCA zielführend nur ebenfalls VUCA sein. In diesem Fall stehen die Buchstaben allerdings für: „Vision“ (Vision), „Understanding“ (Verstehen), „Clarity“ (Klarheit) und eben „Agility“ (Agilität).
Fazit
Bei der Entwicklung eines agilen Mindsets für Unternehmen sind an erster und prominenter Stelle die Führungskräfte in der Pflicht, ihre Denkweise und ihr Selbstbild den sich permanent verändernden Marktbedingungen anzupassen. Dabei muss Agilität tief verinnerlicht und vor allem als großartige Chance und Bereicherung auch der persönlichen Lebensperspektiven begriffen werden. In einem zweiten Schritt entsteht ein agiles Mindset in der Entwicklung im Team und zusammen mit den Mitarbeitern.