CAN SLIM ist ein Akronym, das für sieben wesentliche Kriterien steht, die bei der Auswahl von Aktien berücksichtigt werden sollten. Diese Kriterien basieren auf der Analyse von Hunderten von Aktien, die in der Vergangenheit enorme Kurssteigerungen erlebt haben. O’Neil stellte fest, dass diese erfolgreichen Aktien bestimmte gemeinsame Merkmale aufwiesen, die er in der CAN SLIM-Formel zusammenfasste.
Die CAN SLIM-Formel
C – Current Quarterly Earnings (Aktuelle Quartalsgewinne)
Der erste Faktor, den O’Neil analysiert, sind die aktuellen Quartalsgewinne eines Unternehmens. Laut der CAN SLIM-Methode sollten diese Gewinne im Vergleich zum Vorjahr um mindestens 25 % gestiegen sein. Dies deutet darauf hin, dass das Unternehmen in einer Phase starken Wachstums ist. Die Idee dahinter ist, dass steigende Gewinne in der Regel zu einer positiven Marktstimmung führen, was wiederum den Aktienkurs nach oben treiben kann.
A – Annual Earnings Growth (Jährliches Gewinnwachstum)
Neben den Quartalsgewinnen ist auch das langfristige Wachstum entscheidend. CAN SLIM sucht nach Unternehmen, deren jährlicher Gewinn in den letzten drei Jahren konstant gestiegen ist. Ein durchschnittliches jährliches Gewinnwachstum von mindestens 25 % gilt als ideal. Unternehmen, die über längere Zeit hinweg wachsen, haben oft die Fähigkeit, neue Märkte zu erschließen, ihre Margen zu verbessern oder neue Produkte zu entwickeln.
N – New Product, Service or Management (Neues Produkt, neuer Service oder neue Führung)
Innovationen treiben die Märkte an. Ob es ein neues Produkt, eine neue Dienstleistung oder eine Änderung in der Unternehmensführung ist – jede dieser Neuerungen kann das Wachstum eines Unternehmens befeuern. Der Schlüssel ist, Unternehmen zu finden, die Innovationen auf den Markt bringen oder einen entscheidenden Wandel im Management erleben, der das Unternehmen in eine neue Wachstumsphase führen könnte.
S – Supply and Demand (Angebot und Nachfrage)
Ein Grundprinzip der Finanzmärkte ist das Gesetz von Angebot und Nachfrage. O’Neil stellte fest, dass Aktien mit geringerem Angebot oft besser abschneiden, da eine hohe Nachfrage nach einer begrenzten Anzahl von Aktien den Preis in die Höhe treiben kann. Unternehmen mit einem kleineren Aktienvolumen haben in der Regel mehr Spielraum für Kursanstiege.
L – Leader or Laggard (Marktführer oder Nachzügler)
O’Neil rät dazu, in die Marktführer einer Branche zu investieren und die Nachzügler zu meiden. Marktführer sind Unternehmen, die in ihrer Branche herausragend sind und in der Regel ein höheres Umsatz- und Gewinnwachstum aufweisen als ihre Konkurrenten. Diese Unternehmen haben oft einen Wettbewerbsvorteil, der sie langfristig erfolgreich macht.
I – Institutional Sponsorship (Institutionelle Unterstützung)
Institutionelle Anleger, wie Pensionsfonds, Investmentfonds und Versicherungen, haben in der Regel einen großen Einfluss auf die Aktienmärkte. Wenn diese großen Akteure beginnen, in ein bestimmtes Unternehmen zu investieren, kann dies als ein starkes Vertrauenssignal gewertet werden. CAN SLIM empfiehlt, Aktien auszuwählen, die von institutionellen Anlegern stark unterstützt werden, da deren Kaufverhalten den Kurs positiv beeinflussen kann.
M – Market Direction (Marktrichtung)
Der letzte Punkt der CAN SLIM-Methode ist die Analyse der allgemeinen Marktrichtung. Selbst die besten Aktien können in einem negativen Gesamtmarktumfeld an Wert verlieren. Daher ist es wichtig, die Richtung des Gesamtmarktes im Auge zu behalten und in Phasen zu investieren, in denen der Markt bullisch ist. O’Neil entwickelte zu diesem Zweck verschiedene Marktindikatoren, um den besten Zeitpunkt für Käufe und Verkäufe zu bestimmen.
Anwendung
Die CAN SLIM-Methode kombiniert fundamentale und technische Analyse, was sie besonders geeignet macht für die Auswahl von Wachstumsaktien. Diese Strategie erfordert eine sorgfältige Auswahl, die auf klar definierten Kriterien basiert. Die praktische Anwendung dieser Methode umfasst mehrere Schritte:
Der erste Schritt bei der Anwendung der CAN SLIM-Methode besteht darin, Aktien zu identifizieren, die die Kriterien für starkes Gewinnwachstum erfüllen. Hierfür bieten sich Datenbanken und Aktien-Screener an, um Unternehmen zu finden, deren Quartals- und Jahresgewinne signifikant steigen. Zu den Quellen, die für diese Informationen genutzt werden können, zählen beispielsweise Webseiten wie Yahoo Finance, MarketWatch oder spezialisierte Tools wie Investor’s Business Daily.
Nach der Erstellung einer Liste potenzieller Aktien erfolgt die technische Analyse. Diese legt bei der CAN SLIM-Methode besonderen Wert auf den optimalen Zeitpunkt für den Kauf oder Verkauf von Aktien. Chartmuster spielen dabei eine zentrale Rolle, insbesondere das sogenannte „Cup-with-Handle“-Muster. Dieses Muster gilt als Kaufsignal und beschreibt eine Phase, in der der Aktienkurs zunächst fällt, sich erholt und eine Tassenform bildet, bevor es zu einem kurzen Rückgang (dem „Griff“) kommt und die Aktie schließlich ausbricht.
Ein weiterer wichtiger Aspekt der Methode ist die Analyse, ob institutionelle Investoren in die ausgewählten Aktien investieren. Diese Informationen lassen sich durch die Analyse von Accumulation/Distribution-Ratings oder Berichte über institutionelle Käufe ermitteln. Solche Berichte geben Aufschluss darüber, inwiefern große Investoren in das Unternehmen Vertrauen setzen.
Da der Gesamtmarkt eine entscheidende Rolle spielt, ist es essenziell, die Marktrichtung zu analysieren. Hierbei kommen Indikatoren wie der 200-Tage-Durchschnitt oder der Moving Average Convergence Divergence (MACD) zum Einsatz. Der Kauf von Aktien in Phasen, in denen sich der Markt in einem Aufwärtstrend befindet, kann dazu beitragen, das Risiko zu verringern und die Chancen auf Kursgewinne zu erhöhen.
Samuel Altersberger ist Redakteur beim UnternehmerJournal. Vor seiner Arbeit beim DCF Verlag war er bereits sechs Jahre als freier Autor tätig und hat während dieser Zeit auch in der Marketing Branche gearbeitet.