Vor allem aufgrund der Corona-Situation befassen sich aktuell viele Menschen mit dem Thema Börse. Jens Rabe hat mit seinem Unternehmen r²:finance während der Corona-Phase über zehn neue Mitarbeiter eingestellt hat und bereits mehr als 1000 zufriedene Klienten an die Börse gebracht. Dabei ist es ihm ein Anliegen, in Deutschland das Interesse für Wirtschaft und die Aktivität an der Börse zu fördern.
In diesem Interview mit Jens Rabe erfahren Sie:
- In welcher Zeit Sie Ihr Geld verdoppeln können
- Warum Eltern ihren Kindern Aktien kaufen sollten
- Wie Sie mit Ihrer Investition an der Börse die Welt bereichern können
- Was ein Anlageprogramm kann oder eher nicht kann
Jens Rabe von r²:finance im Interview
Jens Rabe, was raten Sie einem Unternehmer, der jetzt in dieser unsicheren Zeit zu Ihnen kommt und ein bisschen mehr anlegen möchte, als nur einen vierstelligen Betrag?
Gerade wenn jemand mehr als nur ein paar Euro anlegen will, ist es entscheidend, dass er sich gründlich informiert. Wenn ich aktuell 1000 oder 2000 Euro investiere und ich mache Fehler, dann ist das ja nicht schlimm, weil die Summe nicht groß ist. Möchte ich aber einen sechs- oder siebenstelligen Betrag anlegen, dann muss ich schon ganz genau wissen, was ich da tue. Dann muss ich mich als Erstes gut informieren und schauen, was zu mir und meiner Liquiditätsplanung passt.
Letztlich ist Anlegen an der Börse für einen Unternehmer aber nichts anderes, als wenn er in sein Unternehmen investiert. Für die Anschaffung eines neuen PCs für 1000 Euro muss er nicht viel bedenken. Wenn er aber hingeht und sich eine Immobilie für 1,5 Millionen baut, macht er sich im Vorfeld ja Gedanken. Er informiert sich und wägt die Risiken ab. Und wenn er sich nicht so genau auskennt, fragt er jemanden, der das tut. Genauso muss er es an der Börse machen. Zuerst gründlich informieren. Ein Tipp, lege da oder dort an, wäre unseriös.
Der Einstiegszeitpunkt ist entscheidend
Wenn sich jetzt jemand vornimmt, ich will 100 000 Euro so schnell als möglich an der Börse verdoppeln. Wie lässt sich das konkret durchführen?
„Wenn ich am Tiefpunkt der Corona-Krise 100.000 Euro investiert habe, habe ich jetzt vielleicht schon 60, 70 Prozent innerhalb von sechs Wochen verdient.“
Gucken wir uns die Börse mal rein statistisch an: Wer dort investiert, wirft das Engagement an der Börse im Schnitt ungefähr acht bis neun Prozent ab. Also brauche ich zwischen acht und neun Jahre, bis sich mein Geld verdoppelt. Das ist aber reine Statistik. Denn wenn ich am Tiefpunkt der Corona-Krise 100 000 Euro investiert habe, habe ich jetzt vielleicht schon 60, 70 Prozent innerhalb von sechs Wochen verdient. Wenn ich hingegen am Hochpunkt des Jahres 2008 kurz vor der Finanzkrise das Geld investiert habe, dann habe ich sieben Jahre gebraucht, um erst mal wieder auf +/- Null zu kommen.
Es kommt auf den richtigen Zeitpunkt an. Starten Sie zum richtigen, dann kann es sein, dass sich Ihr Geld innerhalb kurzer Zeit verdoppelt, aber es kann eben auch Jahre dauern. Die Börse bietet im momentanen Umfeld die besten Chancen, um Erträge zu erwirtschaften, viel bessere als jegliche Sparanlagen oder als jede Immobilie. Die Börse wirft bessere Renditen ab und bietet größere Chancen, wenn man konkret sein Geld vermehren möchte. Aber: Es liegen manchmal nur ein paar Wochen zwischen einer guten Idee, an die Börse zu gehen, oder einer nicht so guten.
Diese Investitionen sind laut Jens Rabe lohnenswert
In was sollten denn Menschen, die zurzeit sehr gut verdienen, investieren? Die Unternehmensgewinne sind ja schwer einzuschätzen, wie wirkt sich das auf Ihre Strategieempfehlungen aus?
Auch hier kommt es wieder auf das individuelle Ziel an, das jeder Investor hat. Für jemanden, der ein sehr großes Vermögen hat und dieses von der Kaufkraft erhalten möchte, können Edelmetalle wie Gold oder Silber ganz spannend sein. Falls Sie aber Ihr Kapital innerhalb einer gewissen Zeit vermehren wollen, so dass Sie auch von den Erträgen leben können, dann sind vielleicht Aktien ein guter Weg. Fakt ist, wenn man investiert oder an der Börse spekuliert, wird das viel mehr davon geleitet, wie die Geldströme sind. Unternehmensgewinne waren kurzfristig noch nie ein guter Hinweisgeber, ob die Aktien steigen oder fallen.
Microsoft ist hier ein gutes Beispiel. In den 2010er-Jahren haben die ihre Gewinne permanent gesteigert, trotzdem ist die Aktie nicht vom Fleck gekommen. Andere Unternehmen, wie beispielsweise Tesla, sind an die Börse gegangen, haben Jahre lang auch keine Gewinne gemacht – davon war nicht mal ansatzweise die Rede – und trotzdem haben sich die Aktien vervielfacht. Man muss Fantasie besitzen und man handelt immer die Zukunft, niemals den Istzustand und schon gar nicht die Vergangenheit. Es geht immer darum, was die Märkte in Zukunft bringen.
„Man muss Fantasie besitzen und man handelt immer die Zukunft, niemals den Istzustand und schon gar nicht die Vergangenheit.“
Kinder für Wirtschaft begeistern
Sie sprechen in einem Ihrer letzten YouTube-Videos darüber, dass Eltern ihren Kindern Aktien kaufen sollten …
Gerade als Unternehmer ist es sehr wichtig, die Bildung seiner Kinder selbst in die Hand zu nehmen. Niemand kann sich darauf verlassen, dass das der Staat oder die Schulen übernehmen. Das ist auch nicht ihre Aufgabe. Das ist einzig und allein die Aufgabe der Eltern. Als Unternehmer würden Sie ja auch nicht hingehen und die Verantwortung für Ihre Firma dem Staat übertragen. Den eigenen Kindern Aktien zu kaufen, ist der einfachste Weg, sie an die Wirtschaft heranzuführen. Je nachdem, um welches Unternehmen es geht, kann es schwierig sein, dem Kind zu erläutern, was es konkret macht.
Aber wenn Sie hingehen und Ihrem Kind eine Aktie von McDonald, Amazon oder Coca Cola holen, sind das alles Dinge, die es kennt. Dann können Sie ihm erklären, dass jedes Mal, wenn es zu McDonald geht, jemand mitverdient. Du nimmst eine Aktie und die schüttet einen Gewinn, die Dividende, aus. So bringen Sie allmählich Ihrem Kind die Wirtschaft bei. Außerdem bin ich auch ein Fan davon, den Kindern Aktien zu kaufen.
Sobald jemand an etwas beteiligt ist, übernimmt er auch Verantwortung. Hätten wir mehr Aktionäre in Deutschland, wären wir insgesamt auch wirtschaftsfreundlicher. In angelsächsischen Ländern zum Beispiel müssen sich Politiker über Aktien oder anders selbst absichern. Das Meinungsbild über Unternehmer, über Wirtschaft sollte besser werden.
„Seinen Kinder Aktien zu kaufen, ist der einfachste Weg, sie an die Wirtschaft heranzuführen.“
Sich am Reichtum der Welt beteiligen
Und Sie kommen auf das Thema Globalisierung. Unternehmer sind die Gewinner der Globalisierung … Wie sieht denn eine Anlagestrategie aus, mit der wir Gutes tun können?
Unsere Welt wird sich in den nächsten Jahren stark verändern, es werden immer neue Technologien entstehen. Indem wir uns vorgenommen haben, die Ressourcen der Welt zu schonen, wird das ja nicht dadurch geschehen, dass wir auf die Straße gehen und demonstrieren. Sondern indem Firmen neue grüne Technologien herstellen. Schauen wir uns einfach mal ein Auto aus dem Jahre 2020 an, dann ist das natürlich deutlich umweltfreundlicher als eines aus den 1960er-Jahren.
Elektroautos sind heute keine Exoten mehr. Und das haben wir auch der Tatsache zu verdanken, dass sich Aktionäre, beispielsweise an Tesla, beteiligen konnten und damit reich wurden. Es ist nicht unbedingt ein Widerspruch, reich zu werden und Gutes zu tun. Sobald man in eine zukunftsträchtige Entwicklung investiert, ist es gut für die Welt – in irgendeiner Weise. Wer Geld in die Börse steckt, unterstützt die Unternehmen, die für ihre Forschung Geld benötigen. Dafür ist die Börse da, dass Geld privater Anleger in die Unternehmen kommt, die das dann nicht verprassen, sondern beispielsweise in ihre Technologien stecken.
„Es ist nicht unbedingt ein Widerspruch, reich zu werden und Gutes zu tun.“
Jens Rabe: So lernen Sie, Risiken einzuschätzen
Was hält die Meisten eigentlich davon ab, ihr gut verdientes Geld an der Börse zu investieren? Können Sie mit den häufigsten Ängsten aufräumen?
Es ist immer das Nichtkennen der Risiken. Jeder weiß, Börsen gehen hoch und auch wieder runter. Die meisten Unternehmer können diese Risiken nicht einschätzen. Während ein Unternehmer gar kein Problem damit hat, eine Millionen Euro in Maschinen zu investieren, hat er an der Börse Bedenken. Aber auch das ist ja nicht risikofrei. Letztlich kann ein Unternehmer die Risiken an der Börse genau so handeln wie die in seinem Unternehmen.
Sobald sich der Unternehmer mit der Börse beschäftigt hat und gut informiert ist, merkt er, dass die Risiken vielleicht sogar kleiner sind als in seiner Firma. Alle wirklich erfolgreichen Unternehmer haben verstanden, dass sie ihr Geld nicht nur in ihrem eigenen Unternehmen arbeiten lassen können, sondern auch an der Börse. Deshalb sind sie dort auch tätig.
Das versprechen Anlageprogramme
Thema künstliche Intelligenz: Was können Sie definitiv besser als ein Anlageprogramm?
Es gibt zurzeit, auch wenn das vielleicht anders irgendwo gesagt wird, auf der ganzen Welt kein künstliches Anlageprogramm, das wirklich funktioniert. Selbstlernende Systeme gibt es für die Börse überhaupt noch nicht. Da wird viel geforscht, aber alles, was wir momentan sehen – Algorithmen an der Börse und so weiter – sind vom Menschen komplett programmierte Softwareprogramme, die nach bestimmten Regeln Anlageentscheidungen treffen und die Emotionen rausnehmen.
Und die Corona-Krise hat gezeigt, dass diese Programme sowohl gen Süden, wenn die Preise runtergehen, als auch gen Norden, also wenn die Aktien gekauft werden, zu Übertreibungen führen. Weil einfach alle das Gleiche machen. Genau dort liegt dann auch der Vorteil eines erfahrenen Börsianers, oder auch eines Privatanlegers, er kann sich dem entgegenstellen. Das heißt, er muss nicht machen, was die Masse macht.
„Selbstlernende Systeme gibt es für die Börse überhaupt noch nicht. Ein Computerprogramm wird immer nur durchschnittliche Ergebnisse liefern.“
Die Anlageprogramme sind irgendwie auch alle gleich. Viele dieser auch Robo-Advisor genannten Programme haben jetzt wie alle anderen verkauft, aber dann verpasst, unten wieder einzusteigen. Deshalb stehen alle, die in den letzten acht Wochen nichts gemacht haben, besser da, als wenn sie über so ein Programm gehandelt haben. Ein Computerprogramm wird immer nur durchschnittliche Ergebnisse liefern. Sie können immer besser performen, wenn Sie nicht machen, was die Masse macht.
Jens Rabe, und wie kommen nun Angst und Gier ins Spiel?
Im Moment regiert die Angst, weil alle befürchten, dass die gesamte Weltwirtschaft den Bach runtergeht. Dann kam die nächste Angst, als alles wieder nach oben ging. Die Angst, etwas zu verpassen. Irgendwann werden wir auch wieder Gier erleben. Langfristig sind fundamentale Wirtschaftsdaten natürlich an der Börse ausschlaggebend, kurzfristig wird das aber alles überlagert von Emotionen.
Zur Website von Jens Rabe: Hier klicken.
Gurpinder Sekhon ist Bachelor of Arts in Global Trade Management und als Junior-Redakteurin zuständig für hochwertigen Content im UnternehmerJournal.