Der Begriff „Job Enrichment“ lässt sich mit „Arbeitsbereicherung“ übersetzen. Es handelt sich hierbei um eine Personalentwicklungsstrategie, die darauf ausgerichtet ist, Mitarbeitenden neue und verantwortungsvollere Aufgaben zu übertragen. Auf diese Weise wollen Arbeitgeber die Mitarbeitermotivation steigern und den Boreout durch eine ständige Unterforderung im Job verhindern. An dieser Stelle sei erwähnt, dass zusätzliche Aufgaben mit bestimmten Qualifikationen und höheren Anforderungen an die beförderte Person verbunden sind.
Job Enrichment geht zurück auf die Zwei-Faktoren-Theorie von Frederick Herzberg (1959). Diese Inhaltstheorie zur Arbeitsmotivation besagt, dass Unternehmen zwei verschiedene Faktoren, die sich auf die Mitarbeiterzufriedenheit auswirken, berücksichtigen müssen. Das sind einerseits Motivatoren und andererseits Hygienefaktoren, die benötigt werden, damit Mitarbeitende die geleistete Arbeit als sinnvoll und befriedigend empfinden. Welche Motivatoren ein Arbeitgeber einsetzt, hängt von jeweiliger Branche, Stelle und Unternehmenskultur ab.
Drei Praxisbeispiele von Job Enrichment
Job Enrichment lässt sich flexibel in verschiedenen Unternehmensbereichen einsetzen. Es folgen drei Praxisbeispiele:
Marketing:
Frau Kerstin ist eine Social Media Referentin in einem Modeunternehmen. Ihre tägliche Aufgabe besteht darin, den Newsletter und Social Media Inhalte eigenständig zu erstellen und zu veröffentlichen. Im Rahmen von Job Enrichment wird sie zur Teamleiterin. Von nun an kann Kerstin somit die Themen auswählen und die Teamarbeit koordinieren. Die ausgewählten Themen muss sie nicht selbst bearbeiten, sondern sie delegiert diese an andere Teammitglieder:innen.
Vertrieb:
Herr Thomas arbeitet als Vertriebsvertreter eines großen Versicherungsunternehmens. Er befasst sich mit der Kundenakquise im Außendienst. Dabei betreut er verschiedene Bezirke. Im Laufe der Jahre ist es ihm gelungen, viele Kunden zu gewinnen und mit ihnen langfristige Beziehungen aufzubauen. Durch Job Enrichment wird Thomas zum Key Account Manager. In seiner neuen Rolle legt er den Fokus auf die Premiumbetreuung von ausgewählten Großkunden.
Produktion:
Herr Peter arbeitet seit fünf Jahren in der Schreinerei eines lokalen Möbelhauses als Tischler. Seit Anfang an ist er für die Produktlinie „Couch- und Beistelltische“ verantwortlich. Im Rahmen von Job Enrichment bekommt er eine neue Aufgabe mit mehr Verantwortung: Er wird zu einem Schichtleiter, der die Produktion beaufsichtigt und deren Qualität kontrolliert. Noch vor der Verantwortungsübernahme hat Peter an einem zweiwöchigen Führungskräftetraining teilgenommen.
Vorteile für Unternehmen und Mitarbeiter
Job Enrichment bringt mehrere Vorteile mit sich. Von diesen profitieren sowohl Unternehmen als auch Mitarbeitende.
Vorteile für Unternehmen:
- vermittelt ein positives Bild des Unternehmens und kann die Arbeitgebermarke stärken.
- fördert die Mitarbeiterbindung ans Unternehmen und kann die Fluktuationsraten senken.
- wirkt sich positiv auf die Mitarbeiterzufriedenheit aus und kann dem Boreout vorbeugen.
- lässt sich als Instrument zur Vorbereitung für Beförderungen im Unternehmen einsetzen.
Vorteile für Mitarbeitende:
- erhöht die intrinsische Motivation, die aus sich selbst entsteht und keine Belohnung braucht.
- fördert das Verantwortungsgefühl und die Persönlichkeitsentfaltung eines Mitarbeitenden.
- führt zur Arbeitszufriedenheit, die sich in einer hohen Arbeitsproduktivität widerspiegelt.
- Schafft die Möglichkeit, fachliche Kompetenzen zu erweitern und die Karriere anzukurbeln.
Wie setzt man Job Enrichment richtig ein?
Job Enrichment ist ein wirkungsvolles Instrument in der Personalentwicklung. Es ermöglicht eine maßgeschneiderte Förderung eines Mitarbeitenden, indem es seine Stärken stärkt und zeigt, wie er sein Potenzial ausschöpfen kann. Job Enrichment hebt einen Mitarbeitenden auf eine neue berufliche und persönliche Ebene, weil es ein positives Mindset erzeugt und das Selbstvertrauen erhöht. Ein Mitarbeitender fühlt sich geschätzt und bedankt sich mit Loyalität und Motivation, neue Ziele zu setzen und noch mehr für seinen Arbeitgeber zu erreichen.
All dies führt dazu, dass Unternehmen verstärkt zu dieser Personalentwicklungsstrategie greifen. Wichtig dabei ist allerdings, dass Job Enrichment strategisch und konzeptionell umgesetzt wird, beispielsweise als ein Teil des Performance Managements. Es erfordert viel Planung und Vorbereitung, wobei individuelle Bedürfnisse und Fähigkeiten jedes einzelnen Mitarbeitenden immer im Vordergrund stehen müssen. Job Enrichment sollte niemals in eine Überlastung umschlagen. Anderenfalls kann es statt Motivation und Arbeitszufriedenheit das Gegenteil erzeugen.
Ana Karen Jimenez ist Redakteurin beim Deutschen Coaching Fachverlag und hat ihren Bachelor in Literaturwissenschaften und Spanisch an der Eberhard Karls Universität Tübingen abgeschlossen. Sie ist in den Magazinen für lesenswerte Ratgeber und vielfältige Kundentexte verantwortlich.