Am deutlichsten ist der Rückgang in der Industrie, wo die Absatz- und Auftragsrückgänge am stärksten sind. Aber auch hier melden aktuell fast 21 % der Unternehmen Behinderungen durch Fachkräftemangel. Die Zahl der betroffenen Industrieunternehmen ist immer noch doppelt so hoch wie im langfristigen Mittel: Im Durchschnitt aller Quartale seit 1991 meldeten lediglich 9,7 % der Unternehmen des Verarbeitenden Gewerbes Behinderungen durch zu wenige Fachkräfte.
In einigen Wirtschaftszweigen, darunter dem Großhandel und dem Bauhauptgewerbe, hat der Fachkräftemangel trotz Konjunkturflaute wieder leicht zugenommen.
Das sind Ergebnisse des KfW-ifo-Fachkräftebarometers, das auf Auswertungen der ifo-Konjunkturumfragen basiert. Im Fachkräftebarometer wird über den Anteil der Unternehmen in Deutschland berichtet, die angeben, dass ihre Geschäftstätigkeit derzeit durch einen Fachkräftemangel behindert wird. Dafür werden einmal pro Quartal rund 9.000 Unternehmen befragt, darunter 7.500 Mittelständler. Die Umfrage fand Anfang Oktober statt.
Besonders stark macht sich der Fachkräftemangel im Dienstleistungssektor bemerkbar. Hier geben 39,1 % der Unternehmen eine Knappheit an. Bei den Rechts- und Steuerberatern und Wirtschaftsprüfern etwa sind aktuell 73,6 % von Fachkräftemangel betroffen, bei den Betrieben des Straßen- und Schienenverkehrs – etwa Busunternehmen – sind es mehr als 50 %, in der Hotellerie fast 50 %.
Insgesamt sind kleine und mittlere Unternehmen mit 32,1 % etwa ebenso häufig betroffen wie große Unternehmen mit 31,5 %.
„Fachkräftemangel ist immer noch eine Wachstumsbremse für einen beträchtlichen Teil der Unternehmen. Die verringerte Zahl der betroffenen Unternehmen ist daher kein Grund zur Entwarnung. In den kommenden Jahren wird sich der Fachkräftemangel wieder verstärken, wenn sich die konjunkturelle Lage verbessert und mehr Babyboomer das Rentenalter erreichen“, sagt Martin Müller, Arbeitsmarktexperte bei KfW Research. „Wie sich das auf die Wirtschaft auswirkt, hängt davon ab, wie erfolgreich ein Gegensteuern gelingt. Für das Eindämmen der Knappheit müssen alle Register gezogen werden. Wir brauchen eine weitere Steigerung der Erwerbsbeteiligung, qualifizierte Zuwanderung und ein höheres Wachstum der Arbeitsproduktivität. Dazu bedarf es mehr Investitionen in Sach- und Humankapital und einer Stärkung der Innovationskraft der Wirtschaft.“
Samuel Altersberger ist Redakteur beim UnternehmerJournal. Vor seiner Arbeit beim DCF Verlag war er bereits sechs Jahre als freier Autor tätig und hat während dieser Zeit auch in der Marketing Branche gearbeitet.