Das Verstehen körperlicher Signale ist in geschäftlichen Situationen oft entscheidend für erfolgreiche Gespräche. Wer Körpersprache „lesen“ kann, besitzt ein effektives Werkzeug für zwischenmenschliche Verständigung. In diesem Beitrag lernen Sie die wichtigsten Elemente der Körpersprache kennen.
Unsere Kommunikation wirkt. Oft denken wir, es läge an unseren Worten. Falsch gedacht: Studien schreiben der nicht-verbalen Sprache, also unserer Gestik und Mimik, unserer Stimme und unserer Haltung, 80 Prozent der kommunikativen Wirkung zu. Bei einer ersten Begegnung sind die gesprochenen Worte beinahe Nebensache. Bis zu 95 Prozent des ersten Eindrucks gehen auf unsere nicht-verbale Ausstrahlung zurück.
Die Körpersprache entfaltet eine enorme Wirkung: Sie kann Gesagtes eindrucksvoll untermauern. Dadurch arbeitet sie vertrauensbildend – aber nur, wenn sie im Einklang mit dem gesprochenen Wort steht. Wird die Körpersprache als Widerspruch zum Gesagten wahrgenommen, gibt sie Hinweise darauf, dass etwas nicht stimmt. Dann erweckt sie Misstrauen oder zumindest leise Zweifel. Sie fungiert in diesem Fall als ein Warnzeichen und veranlasst uns, noch genauer hinzuschauen und nachzufragen.
Körpersprache: Unsere Mimik spricht lauter als unsere Worte
Unser Gesichtsausdruck ist vielfältig veränderbar. Das geschieht meist spontan. Unsere Mimik offenbart unseren Mitmenschen, ob wir wütend oder fröhlich sind, verliebt oder nachdenklich, wütend oder traurig, ängstlich oder interessiert.
Vor allem für den ersten Eindruck orientieren wir uns am Gesicht unseres Gegenübers. Die Augen geben Aufschluss darüber, was im anderen vorgeht. Unweigerlich spiegeln sich Gefühle wie Freude, Angst oder Wut wider, ohne dass dies willentlich veränderbar wäre. Die inneren Augenmuskeln beispielsweise werden vom vegetativen Nervensystem gesteuert. Dieses können wir nicht bewusst kontrollieren. Die Pupille wird von emotionalen Faktoren stark beeinflusst. Je nachdem, ob entspannt oder angespannt, verengt sie sich oder sie weitet sich, zieht sich zusammen oder lässt den Blick starr werden.
Wenn ein Mensch Angst empfindet, weiten sich die Pupillen extrem. Dieser Schutzmechanismus soll zur Flucht verhelfen.
- Wer sein Gegenüber anziehend findet, hat ebenfalls geweitete Pupillen.
- Ekel zeigt sich in verengten Pupillen.
- Ein direkter böser Blick und Stirnrunzeln deuten auf Wut.
- Geweitete Pupillen können auch ein Signal für Drogenkonsum sein.
Blickkontakt ist das stärkste Körpersignal
Je nach Intensität kann der Blickkontakt starke Gefühle und Eindrücke auslösen. Wer uns direkt ansieht, signalisiert Aufmerksamkeit, Interesse und Zuneigung. Ein abgebrochener oder vermiedener Blickkontakt drückt Desinteresse, Gleichgültigkeit, Scham oder einfach Schüchternheit aus. Wer sein Gegenüber allerdings zu lange anstarrt, also länger als 3,3 Sekunden, wirkt eher aggressiv oder aufdringlich.
Die Macht der Gesten
Gesten begleiten uns in jeder Situation. Wir setzen sie teilweise bewusst, weit öfter aber unbewusst ein. Gesten können den Status einer Person verdeutlichen, ihn auf- oder abwerten. So genannte „Power Posen“ haben einen beeindruckenden Effekt auf andere. Gleichzeitig sind sie dazu geeignet, das eigene Selbstwertgefühl positiv zu beeinflussen. Dazu gehören neben einer stabilen Körperhaltung der direkte offene Blickkontakt und eine kräftige Stimme.
Die Bedeutung von Gesten und Körperhaltung
In der Begegnung mit Kollegen und Vorgesetzten spielt die nonverbale Kommunikation eine wichtige Rolle. Wenn Sie lernen, Gesten und Körperhaltungen zu deuten, können Sie darauf eingehen oder bewusst gegensteuern. Wir geben zur Veranschaulichung folgende Situationen als Beispiele:
Der andere bleibt stehen, während Sie sitzen – das ist eine Betonung von Hierarchie.
- Er hält Blickkontakt zu Ihnen – er zeigt damit Interesse.
- Die Person sieht Sie nicht an, die Lippen sind schmal – dies ist ein Zeichen von Skepsis.
- Er betritt Ihr Büro, er zeigt seine Handflächen – das deutet auf Vertrauen.
- Die Hände stecken in den Hosentaschen, die Finger sind verschränkt. Die Gestik ist nervös und asymmetrisch – sie deutet auf Misstrauen.
- Er reibt sich beide Hände – ein Zeichen von Zufriedenheit.
- Die Person spielt mit der Brille oder dem Stift – dies deutet auf Ungeduld oder Ärger.
- Er hält seinen Kopf schräg – dies lässt auf Zuversicht schließen.
- Er kratzt sich an der Nase oder am Kopf – ein deutliches Zeichen von Zweifel.
- Die Person passt sich an ihre Körpersprache an – ein Signal der Sympathie.
- Er öffnet sein Jackett, stellt sich locker hin – ein Zeichen von Vertrautheit
- Er blickt über die Schulter zu Ihnen – er zeigt damit Distanz.
- Wenn er sich im Meeting in Ihre Nähe setzt- zeigt dies Zuneigung.
Es ist nicht immer leicht, die Körpersprache des Gegenübers zu dechiffrieren. Ob Gesten der Macht und Power-Posen, ob Unterwürfigkeitssignale oder Zeichen der Langeweile, viele Zeichen des Körpers können wir intuitiv deuten.
Am Anfang steht oft ein ungutes Gefühl, eine Vorahnung, dass etwa nicht ganz stimmt. Wenn die Körpersprache des Gegenübers nicht mit seinen Worten übereinstimmt, nehmen wir es zunächst unbewusst wahr. Ein fein trainiertes Sensorium hilft dabei, frühzeitig positive oder negative Signale und Schwingungen zu erkennen und darauf zu reagieren.
Vorsicht, Fehleinschätzung: Gefahren beim Interpretieren
Es ist wichtig, die Körpersprache des Gegenübers nicht über die Maßen zu interpretieren. Einzelne Bewegungen oder Auffälligkeiten sollten wir nie isoliert betrachten. Erst die Kombination von Gestik, Körperhaltung und Gesichtsausdruck führt zu einem Gesamtbild. In welcher aktuellen Situation, mit welchem kulturellen Hintergrund, in welcher Verfassung befindet sich das Gegenüber? Je nach Kontext hat Körpersprache unterschiedliche Bedeutungen.
So setzen Sie Ihre Körpersprache wirkungsvoll ein
Die nonverbale Sprache ist ein bedeutender Erfolgsfaktor. Sie spiegelt Emotionen und Gedanken wider, oft ohne dass es uns bewusst ist. Sie lässt sich aber auch in Teilen bewusst trainieren und einsetzen. Wer versteht, wie Körpersprache wirkt, kann seine eigene Gestik und Mimik gezielt nützen.
Körperhaltung und innere Haltung stehen im engen Zusammenhang
Ein fester, breiter Stand, eine aufrechte Körperhaltung, ein gespannter Muskeltonus – diese Haltung verbinden die meisten Menschen mit einem aufrechten Charakter. Mit beiden Beinen fest stehen und geerdet sein, wird intuitiv gleichgesetzt mit Realitätssinn. Breite Schultern strahlen Selbstbewusstsein und Stärke aus, ein erhobenes Haupt und ein offener Blick auf die Welt implizieren Überblick und weiten Horizont. Wer aufrecht steht, hat gleichzeitig eine offene Haltung im Brustbereich und symbolisiert damit Mut, Selbstsicherheit und Souveränität. Wenn die Person sich eher vorbeugt, zeigt sie Aufmerksamkeit und Interesse. Wer einen festen und energischen Gang hat, strahlt Dynamik aus.
Führen mit Power-Posen
Wer dominieren und führen will, sollte die „Power-Posen“ kennen. Mit diesen bewusst eingesetzten Verhaltensweisen können Sie Ihre Außenwirkung steuern, Ihr Selbstbewusstsein stärken und sich selbst besser präsentieren.
Dazu gehören
- gute Körperspannung
- aufrechte Haltung
- fester Stand
- Raum einnehmende Haltung
- deutliche und pointierte Gestik
- langsames Sprechen
- kräftige und tiefe Stimme
- direkter Blickkontakt
- entspannte Mimik
Vertrauensbildende Maßnahmen mit Hilfe der Körpersprache
Sie können Ihre Körpersprache gezielt einsetzen, um in Gesprächen und Meetings eine vertrauensförderliche Atmosphäre zu schaffen. Die wichtigsten Elemente:
Ein gemeinsames Niveau mit dem Gegenüber suchen
Wer von oben herab schaut, wirkt entweder überlegen oder arrogant und bedrohlich. Wenn Sie eine Verhandlung erfolgreich führen wollen, sollten Sie Ihrem Gesprächspartner auf Augenhöhe begegnen. Wenn Sie von unten nach oben blicken, schwächen Sie Ihre Position.
Ruhe und Gelassenheit vermitteln
Sie können bewusst zum Ruhepol werden. Dafür sollten Sie Ihre Gesten und Ihr Sprechtempo steuern und verlangsamen. Sprechen Sie mit tiefer und souveräner Stimmlage. So wirken Sie bedacht, beherrscht und besonnen und können Ihr Umfeld beruhigen.
Die eigene Körpersprache dem Gegenüber anpassen
Im persönlichen Dialog können Sie sich Sympathie erringen durch Zugewandtheit, eine offene Haltung, eine freundliche Mimik und Ihre volle Aufmerksamkeit. Wenn Sie zudem die körpersprachlichen Signale des Gegenübers aufgreifen und sich angleichen, verstärken Sie diesen Effekt. Durch die Synchronisierung nonverbaler Verhaltensweisen erreichen Sie beim andern ein Gefühl von Übereinstimmung und Gemeinsamkeit. So entstehen Sympathie und Vertrauen.
Ganz wichtig: Lächeln!
Ein ehrliches Lächeln schafft Sympathie. Doch nicht nur das: Ihre gesamte Körperhaltung wird fast automatisch positiver und offener. Wer andere Menschen anlächelt, verbessert nachweislich seine eigene Laune genauso wie die der anderen.
Einklang von Worten und Haltung
Wichtig ist, dass Sie nicht versuchen, eine Person darzustellen, die Sie nicht sind. Nur Ihre authentische Körpersprache macht Sie glaubhaft. Alle Gesten, die unnatürlich sind und die nicht zu Ihnen passen, wird Ihr Gegenüber sofort intuitiv entlarven. Es lohnt sich, an der inneren Haltung zu arbeiten, nicht nur an der Mimik und Gestik. Ziel ist es, Worte und Haltung in Einklang zu bringen.