Einer der Werte, der dabei helfen kann, ist die Preiselastizität, oder auch: Wie würde der Markt auf Preisveränderungen bestehender Produkte oder Dienstleistungen reagieren?
Rechenbeispiele: Warum ist Preiselastizität wichtig?
Grundsätzlich ist die Preiselastizität eine Aussage darüber, wie stark die Nachfrage betroffen ist, wenn man Waren oder Dienstleistungen verteuert oder vergünstigt. Ein Beispiel zeigt, wie die Preiselastizität in der Praxis funktioniert:
- Ein kleiner Händler erhöht den Preis von Butter von 1 Euro auf 1,10 Euro pro Stück. Vor dieser Erhöhung hat der Händler 50 Stück am Tag verkauft. Jetzt verkauft er nur noch 40 Stück Butter.
- Eine Preiserhöhung von 1 Euro auf 1,10 Euro entspricht 10 %. Gleichzeitig sinkt die Nachfrage von 50 auf nur noch 40 Stück Butter – ein Rückgang von 20 %.
- Nun dividieren wir den Nachfragerückgang durch die Preiserhöhung. Das Ergebnis ist 2,00.
Sollte dieser Wert höher sein als 1, haben wir es mit hoher Preiselastizität zu tun. Ist das Ergebnis geringer als 1, ist der Preis nicht elastisch. In diesem Fall würde der Händler also Verlust machen, der Umsatz sinkt von 50 Euro auf nur noch 44 Euro. Es könnte – bis zu einem gewissen Grad – somit sinnvoll sein, den Preis sogar zu senken, um die Nachfrage zu erhöhen und damit den Umsatz zu steigern. Ob das in der Realität alles zutreffen wird, müssen weitere Berechnungen folgen.
Beispiele aus dem Alltag
Ist eine Nachfrage sehr preiselastisch, kann sich dies auf mehrere Arten auswirken:
- Eine Preiserhöhung sorgt normalerweise für eine sinkende Nachfrage, da Verbraucher die nun teureren Produkte oder Dienstleistungen entweder nicht mehr bezahlen können oder wollen.
- Gleichzeitig sorgt eine Reduktion des Preises dafür, dass die Nachfrage steigt: Sonderangebote desselben Produktes kaufen die Kunden häufiger.
Hier ist die Nachfrage also überaus preiselastisch. Ob ein Produkt oder eine Dienstleistung überhaupt nachgefragt und gekauft wird oder nicht, hängt sehr stark von der Preisgestaltung ab. Ein gutes Beispiel sind kurzzeitige Angebote wie der Black Friday, an dem Unternehmen ihren Umsatz deutlich steigern, da sie mit stark vergünstigten Produkten die Nachfrage anheizen. Um zu bestimmen, ob die Nachfragesteigerung den reduzierten Preis mindestens ausgleicht, existiert die Preiselastizität.
Unelastische Preise als Gegenbeispiel
In anderen Fällen sind Preise keineswegs elastisch. Grundnahrungsmittel wie Milch, Butter, Eier oder Brot werden immer gekauft, unabhängig von den aufgerufenen Preisen. Dies gilt auch für bestimmte Medikamente, auf die nicht verzichtet werden kann, oder Mietwohnungen. Haben Menschen die Wahl, ob sie lieber auf der Straße oder in einer zu teuren Wohnung sitzen möchten, wählen sie noch immer die Wohnung – auch bei drastisch höheren Preisen im Vergleich zum Vorjahr.
Bei Waren, deren Konsumverzicht schwer oder gar nicht möglich ist, liegt also eine unelastische Nachfrage vor: Sie bleibt immer stabil und bewegt sich eventuell im Bereich weniger Prozentpunkte, auch wenn die Preise wesentlich erhöht werden. Eine Mietpreiserhöhung von 30 % im Vergleich zu vor einigen Jahren ist keine Seltenheit, aber die Wohnungen werden trotzdem alle vermietet.
Extrembeispiele der Preiselastizität
Wie bereits erwähnt, bedeuten höhere Werte als 1 eine gewisse Preiselastizität. Während ein Wert von weniger als 1 auf eine geringere Preiselastizität hindeuten. Sowohl 1 als auch 0 sind in der Realität entweder unmöglich oder sehr selten.
Eine Preiselastizität von genau 1 würde bedeuten, dass Angebot und Nachfrage perfekt skalieren. Erhöht man die Preise um 20 %, sinkt die Nachfrage um 20 % (oder umgekehrt). Dies kann eventuell über einen kurzen Betrachtungszeitraum der Fall sein, aber nie langfristig.
Die Preiselastizität von 0 ist hingegen hin und wieder anzutreffen, vor allem im Bereich lebensnotwendiger Medikamente. Preise für sehr spezialisierte Arzneimittel können sich um 1.000 % oder auch 5.000 % erhöhen, ohne dass die Nachfrage einbricht, weil es keine andere Lösung für dieses Problem gibt. Ob diese Preiserhöhungen seitens der Hersteller ethisch vertretbar sind, sei in diesem Beispiel dahingestellt.
Fazit: die Bedeutung von Preiselastizität
Die Berechnung der Preiselastizität kann dabei helfen, Angebot und Nachfrage miteinander in Verbindung zu bringen und optimale Preispunkte für Produkte und Dienstleistungen zu finden. Am Ende ist auch die Preiselastizität nur eines von vielen Mitteln, um die letztendliche Preisgestaltung zu definieren – denn in der realen Wirtschaft existiert noch die Variable der Konkurrenz, die uns zu schaffen machen kann. Richtig angewendet, kann der Wert der Preiselastizität aber helfen, informierte und fundierte Entscheidungen zu treffen.
Ana Karen Jimenez ist Redakteurin beim Deutschen Coaching Fachverlag und hat ihren Bachelor in Literaturwissenschaften und Spanisch an der Eberhard Karls Universität Tübingen abgeschlossen. Sie ist in den Magazinen für lesenswerte Ratgeber und vielfältige Kundentexte verantwortlich.