Dabei ist wirre Nomenklatur in der IT-Welt Tradition. Start-ups wählten zu Dotcom-Zeiten Fantasiewörter wie Zynga, Flickr oder Zillow; Forschungsinitiativen sitzen auf Akronymen, die teils an Muppet-Figuren erinnern. Und Tech-Tycoon Elon Musk etwa taufte seinen „anti-woke“-Chatbot sarkastisch „Grok“, ein Begriff aus seinem Lieblings-Sci-Fi-Roman, der für tiefes Verstehen steht, aber außerhalb der Tech-Blase kaum Wiedererkennung bietet. Google wiederum betitelte seine neue KI-Technologie „Gemini“ – offiziell wegen der griechischen Zwillingsmythologie, wohl eher jedoch als Anspielung auf das Mercury-Nachfolgeprogramm der NASA.
Aus Marketingperspektive sind konventionelle Bezeichnungen wie Microsofts „Copilot“ oder OpenAIs eventueller Plan, sich künftig schlicht „Chat“ zu nennen, erfahrungsgemäß userfreundlicher. Doch das Problem: Bereits Apple, Alphabet (Google) oder X (ehemals Twitter) zeigen, wie unkooperativ die Öffentlichkeit auf derlei Umbenennungsaktionen reagiert. Gleichwohl besteht Hoffnung, dass sich in den kommenden Jahrzehnten ein pragmatischer Trend durchsetzt – zumindest wenn die Branche eines Tages die kindliche Lust am Kuriosen überwindet.